Interview zum Radweg nach Stadensen
DIE ZEITUNG: Herr Schimmack, es fällt auf, dass Sie sich in die Diskussion zum Radwegebau im Landkreis Uelzen recht intensiv einschalten und Stellung beziehen, besonders auch zu dem Radweg von der B4 nach Stadensen. Was motiviert Sie zu diesem Engagement?
SCHIMMACK: Ich bin überzeugt, dass dieser Radweg das Gebot der Stunde ist. Planungspolitik ganz allgemein hat mich schon immer beschäftigt und somit auch hier die jetzige Diskussion über Radwege, gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund des Bedeutungswandels des Fahrrades als Verkehrsmittel. Konkret: die Gründe für eine Radwegemagistrale des Südkreises, für einen „Radweg von der Heide bis zur Burg“ (Paschko) sind erdrückend und bei keinem anderen Projekt kreisweit so zu finden: Verkehrssicherheit gerade auch für junge Radler (Sommerbad Stadensen), zumal auf einer ausgewiesenen Umleitungsstrecke für die B4, Lückenschluss, touristisch: Anschluss an ein kreisweites, überregionales Radwegenetz am Suderburger Kreisel, mit Einbeziehung des Museumsdorfes Hösseringen; Querverbindung zwischen Fernradwegen. Insgesamt eine Aufwertung des Südkreises bei seiner extremen Randlage in der Metropolregion Hamburg.
DIE ZEITUNG: Dann ist die soeben getroffene Entscheidung des Wrestedter Gemeinderates, diesen Weg neben dem Projekt Lehmke/Gr. Liedern beim Landkreis ebenfalls anzumelden, Wasser auf ihre Mühlen?
SCHIMMACK: Jedenfalls ist sie ein klares Signal für das Interesse von „Wrestedt/Stadensen“ an diesem Radweg, das die Mehrheit des Suderburger Gemeinderates erst einmal sehen wollte, um überhaupt etwas zu unternehmen. Mehr noch: die soeben einstimmig beschlossene Resolution des Fleckenrates Bad Bodenteich macht das große Interesse des gesamten Südostkreises an diesem Radweg deutlich.
DIE ZEITUNG: Aber damit sind die Probleme noch lange nicht vom Tisch, was macht man mit der Stadt Uelzen, die ja auch auf der Südseite der K 14 beteiligt ist?
SCHIMMACK: In der Tat ein Problem, dass die Sache nicht einfacher macht. Bei diesem gemeindeübergreifenden Radweg sind gleich drei Gemeinden berührt, ein Problem, mit dem die derzeitige Radwegepolitik des Landkreises erst recht nicht fertig wird. Aber zunächst einmal Zahlen, um die Gewichtung einzuschätzen: bei einem kommunalen Anteil von 60 € pro Meter Radweg entfallen auf Suderburg für 285 m circa 17.000 €, auf Uelzen für 815 m 48.900 € und auf Wrestedt der Rest, ca.150.000 €. Nebenbei: für Suderburg bei minimalem Einsatz große Wirkung.
DIE ZEITUNG: Ca. 49.000 € Gemeindeanteil (30 %) verlangt der Landkreis, das kann man bei der bekannten finanziellen Situation der Stadt vergessen. Kann denn überhaupt der Landkreis beim Radwegebau an seinen Kreisstraßen einen Anteil von der Gemeinde verlangen, über deren Gebiet zufällig die Kreisstraße führt?
SCHIMMACK: Rechtlich nicht. Man hat sich das mal ausgedacht in der Hoffnung, auf diese Weise mehr Radwege bauen zu können, heißt es. Aber ohne Wirkung. Heute – angesichts des Sonderförderungsprogramms des Landes seit Anfang 2014 – sucht der Landkreis händeringend baureife Anträge, die die Gemeinden aber finanziell nicht leisten können, da sie in der Entschuldung sind und auch noch Planungs- und Grunderwerbskosten vorfinanzieren sollen. Aber beim Landkreis liegen derweil 500.000 € für den Radwegebau bereit, die nicht eingesetzt und ausgegeben werden.
DIE ZEITUNG: Aber wenn doch der Radweg von der B4 nach Stadensen von übergeordnetem, kreisweitem Interesse ist, müsste doch der Landkreis nach einem Dringlichkeits- oder Maßnahmenkonzept diesen Radwegebau vorrangig betreiben…
SCHIMMACK: … ein Konzept für einen kreisweites, gemeindeübergreifendes Radwegenetz mit Aussagen, wo, wann und warum da oder dort ein Radweg an einer Kreisstraße gebaut werden soll oder muss, fehlt. Das überlässt man lieber den Gemeinden oder bei Problemen dem Zufall. Eine Entscheidung nach objektiven Kriterien gibt es beim Landkreis Uelzen im Gegensatz zu anderen Landkreisen nicht. Das ganze derzeitige Finanzierungs- und Entscheidungskonzept gehört auf den Prüfstand.
DIE ZEITUNG: Bei soviel Ungemach: was könnte/müsste denn nun geschehen, damit es in diesem Fall irgendwie weitergeht?
SCHIMMACK: In meinem aktiven Dienst gab es für mich einen Grundsatz bei komplexen Sachverhalten mit vielen Beteiligten: so früh wie möglich alle Beteiligten an einen Tisch. Hier unter Federführung des Landkreises, der sich nicht wegducken, sondern sich mal an seine Verantwortung erinnern sollte.
DIE ZEITUNG: Wer könnte denn dabei helfen?
SCHIMMACK: Natürlich die Kreistagsabgeordneten , insbesondere des Südkreises, für uns die Suderburger Politiker. Obwohl das manchem vielleicht nicht ganz leicht fallen wird, denn ein Stadenser Radweg würde die Notwendigkeit eines Radweges von Bahnsen nach Bargfeld, den ja auch Gerdau haben will, wegen des überregionalen Effekts deutlich aufwerten, entgegen Böddenstedter Wünschen. Massive Unterstützung für eine Radwegemagistrale des Südkreises müsste auch von den betroffenen Tourismusvereinen kommen, der Tourismusverein Suderburger Land hat gerade mit einer Absichtserklärung den Anfang gemacht.
DIE ZEITUNG: Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund zur Zeit die Erfolgschancen für das Projekt?
SCHIMMACK: Ich bin optimistisch, da es überzeugende Gründe und seriöse Stimmen dafür gibt und mit den Wrestedter und Bodenteicher Beschlüssen Handlungsdruck bei allen Beteiligten erzeugt wird, besonders beim Landkreis. In der Politik kommt man nur mit Beharrlichkeit weiter. Deswegen habe ich soeben meinen Antrag an den Gemeinderat auf Anmeldung des Weges beim Kreis, dessen erste Fassung kürzlich mit 14 gegen 1 Stimmen abgelehnt wurde, erneut gestellt. Der Suderburger Rat muss Farbe bekennen. Jetzt verkündete wohlklingende Bekundungen reichen nicht.
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